Landesliteraturtage 2024 | Lesung und Gespräch mit Matthias Jügler: Maifliegenzeit
Matthias Jügler zeichnet das bewegende Porträt eines traumatischen Verlustes, erzählt von folgenschweren Zweifeln, von der Kraft des Neubeginns und dem heilsamen Erleben der Natur. Ein feinsinniger Familienroman über eindunkles Kapitel ostdeutscher Geschichte.
Für Katrin und Hans wird der Alptraum aller Eltern wahr: Nach der Geburt verlieren sie noch im Krankenhaus unweit von Leipzig ihr erstes Kind – und kurzdarauf auch sich als Paar. Denn Katrin quälen Zweifel an der Darstellung der Ärzte, Zweifel, von denen Hans nichts wissen will.
Als Katrin Jahre später stirbt, wird klar, dass sie mit ihren Befürchtungen womöglich Recht hatte. Bei seinen Recherchen, die ihn tief in die Geschichte der DDR führen, stößt Hans auf Ungereimtheiten und eine Mauer des Schweigens. Klären kann er all seine Fragen in Zusammenhang mit dem Tod des Säuglings nicht, doch der Gedanke daran, in einem entscheidenden Moment seines Lebens versagt, etwas versäumt, einen Fehler begangenzu haben, lässt ihn künftig nicht mehr los. Da klingelt eines Tages das Telefon und sein Sohn ist am Apparat. Aufgewachsen in einer Adoptivfamilie, unterscheidet sich seine Vorstellung von der Vergangenheit grundlegend von dem, was Hans ihm erzählt. Wird sich die Kluft, die das Leben in einem Unrechtsstaat und vierzig fehlende gemeinsame Jahre gerissen haben, wieder schließen lassen?
Matthias Jügler, geboren 1984 in Halle/Saale,studierte u.a. Skandinavistik in Greifswald und Oslo und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Seine Texte wurden mehrfach ausgezeichnet, so war er u.a. Stadtschreiber in Pfaffenhofen, und erhielt ein Aufenthaltsstipendium am Literarischen Colloquium Berlin für seinen Debütroman Raubfischen (Blumenbar, 2015). 2016 war er Writer in Residence des Goethe-Instituts in Taschkent/Usbekistan. Er ist der Herausgeber der Anthologien Wie wir leben wollen. Texte für Solidarität und Freiheit (Suhrkamp, 2016) und WIR. GESTERN. HEUTE. HIER. (Piper, 2020). Mit einem Auszug aus Die Verlassenen wurde Matthias 2018 für den Literaturpreis Wartholz nominiert und erhielt für die Arbeit am Roman 2019 das Arbeitsstipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt.
Maifliegenzeit wurde mit dem Rheingau Literatur Preis ausgezeichnet.
Foto © Melina Mörsdorf
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